Umfrage bei WURZELSPITZE. Wie haltet ihr es mit der Praxisöffnung ?

Das Schwierige an der Coronavirus – Epidemie ist unter anderem ihre Neuartigkeit.
Es gibt nichts bis sehr wenig, woran man sich als Hilfestellung orientieren könnte.

Erschwerend kommt hinzu, dass die Bandbreite der Handlungsmöglichkeiten eine sehr breite ist, die Zahnarztpraxis betreffend. Von der sofortigen Schließung bis zu einem “business as usual” ist alles möglich und der Praxisbetreiber ist zudem gefangen in einem engen Korsett an finanziellen Rahmenbedingungen und kammerrechtlichen Zwängen.

Wie verhält sich die WURZELSPITZE – Gemeinschaft in dieser Frage. Ich habe eine anonym gehaltene Umfrage erstellt, um ein Stimmungsbild einzufangen und bitte um rege Beteiligung sowohl bei der Abstimmung als auch in den Kommentaren.

18 Gedanken zu „Umfrage bei WURZELSPITZE. Wie haltet ihr es mit der Praxisöffnung ?

  1. Ich habe nächste Woche regulär „geplanten“ Urlaub. Um eine Ansteckung und Weiterverbreitung zu verhindern würde ich am liebsten auf Notfälle reduzieren oder gar ganz schließen diese Woche.
    Auch um das Ansteckungsrisiko meiner Mitarbeiter in dieser „frühen“ Phase zu verringern habe ich diese Woche alle Prophylaxe-Termine verschoben.

    Auf der anderen Seite muss ich zugeben, dass der wirtschaftliche Druck mich gerade das erste Mal in meiner vierjährigen Selbstständigkeit etwas schlaflos (1:41Uhr und ziemlich wach) zurücklässt.
    Vor 10 Tagen ein zweites Mikroskop gekauft, weitere Sterilcontainer/Siebtrays + Inhalt besorgt. Für den 50K Kredit alles schon eingereicht und mich beim Banktermin über das „es wird bis Mitte März alles da sein“ gefreut.

    Bleibt das so? Soll ich mich um Kurzarbeit kümmern? Warten bis mir der Laden zu gemacht wird um dann (stimmt das überhaupt?) eine Art Ausfallhonorar zu bekommen (richtet sich nach dem letzten Steuerbescheid?)?
    Nachdem ich die letzten 3 Monate Vollgas gegeben habe muss ich sagen, dass mein Akku ziemlich leer ist. Der lang ersehnte Urlaub nächste Woche muss auch zum Aufladen der Akkus dienen. Dazu bräuchte ich jedoch einen Plan, dem ich vertraue und der mich beruhigt schlafen lässt.

    Danke an Wurzelspitze für diese tolle Plattform! Und danke schon vorab an alle „Wurzelspitzler“ für den offenen Austausch und „Tipps/Vorgehensweisen“ wie Ihr es macht.

  2. Wir behandeln nur akute Notfälle und das mit einem minimum an Team. Es wurden alle regulären Termine und die Mundhygiene bis Ostern abgesagt. Die Compliance der Patienten ist zum Glück gut, wir werden sehen.

    Schlaflose Nächte? Ja klar, als selbstständiger sowieso. Dazu ist meine Frau aktuell in Karenz und und unser Haus wird (hoffentlich) gerade fertig gebaut. Die Bank zeigte sich gestern zum Glück kompromissbereit.

    Die Frage, die jetzt am dringendsten beantwortet werden muss ist, was wir mit dem derzeit nich benötigten Personal tun sollen. Hierzu erwarte ich eine klare Empfehlung meines Steuerberaters.

    Ich mache mir keine Illusionen, bis Ostern wird das nicht vorbei sein… ich hoffe jedoch sehr, dass dieser Zustand nicht länger als drei Monate andauern wird.

      • Ich selber habe gerade Urlaub. Statt in Südtirol zu sein probiere ich mit meinen Kollegen Strategien zu finden, die uns finanziell überleben lassen und parallel aber so wenig wie möglich zu machen. Das heißt wir fahren die Prophylaxe runter. Setzen aber noch den ZE ein der fertig ist.
        Wenn es finanzielle Unterstützungen gäbe, würden wir sofort komplett dicht machen.
        Es fällt mir echt schwer das so aufzuschreiben.
        Der Steuerberater rechnet gerade wie lange wir mit den Maßnahmen: Kurzarbeit, Krankheit.

        Während ich das geschrieben habe, habe ich einen Anruf erhalten, dass wir letzte Woche einen jetzt positiv getesteten Patienten in der Prophylaxe hatten.
        Und ein Erstkontakt im Labor.
        Muss mich jetzt um ein paar Sachen kümmern.

        Ich drücke uns allen die Daumen.

      • kann ich nicht, weil ich glaube, dass viele kommentare, panik und fragen von unzureichenden voraussetzungen ausgehen (42). ich empfehle allen, die ihn nicht sowieso hören, den podcast “das coronavirus-update” mit christian drosten. gerne auch die letzte woche nachhören. damit erhält man einen reflektierteren blick aufs ganze.

        Wir haben die praxis in zwei teams aufgeteilt, helen und ich werden uns in der nächsten zeit nicht mehr direkt knuddeln können. Zwischen den schichten wird eine desinfektionszeit eingerichtet und die erste schicht verläßt die praxis vor ankunft der zweiten.

        Ausserdem haben wir die prophylaxe abgesagt (ist bei uns nicht sooo viel) und ein paar füllungen. Die Termine von Gesche mussten wir komplett absagen, weil die in Norwegen festhängt. Selbst wenn sie herauskäme, dürfte sie nicht mehr zurück. Und wenn sie zurückdürfte müsste sie in quarantäne und ggf. ihr mann (oberster natogeneral in skandinavien) auch. Da treten unsere füllungen leider zurück…. 😉

        Es haben erstaunlich wenig Patienten von sich aus abgesagt.

        Wir werden nun tage- und wochenweise weiterplanen.

        viele liebe grüße von der sonnigen förde, wo wir eigentlich frühlingsgefühle haben sollten und antifouling auf die schiffsbäuche malen sollten….
        christian

          • das tue ich eben nicht. wir haben nicht minimiert. wir haben differenzierte und einzelfallbezogene absagen erteilt. ich könnte abstimmen bei:
            „wir haben differenzierte (aufwändige) umstrukturierungen der praxistätigkeit vollzogen, um die maßnahmen der bundesregierung zur verlangsamung der allgemeinen infektion zu unterstützen. gleichzeitig können wir weder die versorgung unserer meist mit beschwerden in der praxis auftretenden patienten auf unbestimmte zeit verschieben noch aus wirtschaftlichen gründen eine vollschliessung verantworten. die neubewertung der situation und planung erfolgt tageweise.“

            viele liebe grüße von der förde
            christian

          • :-))))
            neeeee ;-)))))))
            Wir arbeiten unter (von uns) geänderten Voraussetzungen weiter. Wir beraten Überweisungspatienten sogar weiter, weil wir ja vorher nicht wissen, ob sich hinter vermeintlich harmlosen Beratungen doch eher dringliche Fälle verbergen. Wir bestellen also auch neue Patienten ein. Und wir planen jeden Tag (Woche) neu – sowohl die Schicht- als auch die allgemeinen Praxiszeiten. Abhängig von der neuen Lage. Unsere Mitarbeiterinnen zeigen sich erfreulich kooperativ. Und die Patienten auch.
            Wie wärs denn mit: “Wir nehmen die Problematik so an, wie sie ist und versuchen, im Rahmen unserer Gestaltungsmöglichkeiten die allgemeine Situation im Klein(st)en zu verbessern (oder sie wenigstens nicht schlimmer werden zu lassen).” (Pathetisch: sachliche Bürgerpflicht)

            Viele liebe Grüße von der Förde
            Christian

  3. Wir haben uns gerade entschieden:
    Wir machen zu.
    Die Patienten wollen alle behandelt werden. Aber was soll das?
    Ich habe gerade Tests bestellt. Leider werden maximal 10 geliefert.
    Ich hoffe jetzt auf eine schnelle folgenlose Durchsäuchung unserer Mitarbeiter.
    So dass wir bald wieder auf machen können. Sobald wir ein Team an Geheilten zusammen stellen können.
    Das Absurde: dann ist man plötzlich der gefragteste Zahnarzt in town.

  4. Ca. 30 Prozent Patienten absagen. Hauptsächlich Prophylaxe. Die Schweizer Patienten kommen zur Behandlung auch gar nicht mehr über die Grenze.Bei den Praxen, die viele Schweizer PAt hier haben- steht fast alles still.
    Die KZV kann sich ja noch nicht mal entschließen die Prophylaxe zu verbieten- da wird nur: “angeraten”…!
    Entschädigung gibt es aber nur bei behördlicher Anordnung!

    Eine Behandlung mit den ganzen Schutzausrüstungen für Notfallpatienten wie es die KZV will, wäre sowieso total unwirtschaftlich: – bei 3 notwendigen Masken a 20.- Euro sowie Kittel, Haube und Fußschutz auch noch mal 10.- Euro pro Arzt/Beh Team (ca. 90.- Euro pro Behandlung + die Kosten für mehr Zeit bei Hygienemaßnahmen).
    Schutzausrüstung wird von den Kassen nicht erstattet- das ist Praxisausrüstung- und die hat der Inhaber zu stellen.
    Abgesehen davon weis eh niemand von uns, wie man die ganzen “Klamotten” richtig an und vor allem -nach potentieller Kontamination- wieder auszieht…
    Durch unser Aerosol ist ja eigentlich immer der ganze Raum komplett zu desinfizieren… da ist nix mehr mit Zimmer wechsel nach 15 min… Fazit: kaum eine Praxis ist auf solche Patienten mit so einer hohen Krankheitslast vorbereitet.

    Was mir Bauchschmerzen macht ist eher- dass so wenig getestet wird. Alle MA und wir selbst werden erst mal 14 Tage nach Hause geschickt… und in der Zeit werden dann in der Praxis die Viren munter weiter verteilt.
    Nach den Rechnern ist das besonders für unsere Focus Versorgungs-Alters Gruppen von 60-90 Jahren problematisch.

    Die Politik scheint es sich nicht leisten zu wollen, Ihre “Leistungs Erbringer” -so wie alle Beamten- frei zu stellen. Damit meine ich: Geld für nicht mehr benötigtes Personal, aber auch Hilfen für den nicht mehr möglichen Betrieb-noch mehr aber- die Kosten für die korrekte Notversorgung der Bevölkerung zu übernehmen.
    Ich nenne das jetzt mal böse: “Corona Ferien”…wenn der Finanzbeamte nach Hause geschickt wird, mangels Home Office, ähnlich wie die Justizbeamten – sich dann aber mit sich selbst beschäftigen muss… Schade- wäre endlich mal Zeit die ganzen liegengebliebenen Fälle auf zu arbeiten…

    Ist der Notdienst auch ohne Schutzausrüstung inzwischen schon ein Zuschussgeschäft, das wir als Praxisinhaber den lieben Kassen zahlen- so wird es jetzt vollends absurd zu behandeln.
    Solange die Politik keine klare umsetzbare Richtung vorgibt, müssen wir alle wie Mutter Theresa mit unzureichender Ausrüstung und schlechter Ausstattung (nach erster wissenschaftlicher Lit. aus China, wäre Aersolvermeidung wohl eines der wichtigsten Schutzmöglichkeiten, neben der Schutzausrüstung und entsprechenden Räumen) nach eigenem Bauchgefühl das “richtige” tun.

    Da niemand weis, wie lange der ganze “Spuk” dauert, versuche ich erst mal für einen Teil der Belegschaft Kurzarbeitergeld zu beantragen. Erst wenn nicht anders möglich, dann den Urlaub der Mitarbeiter “verfrühstücken”. Den die werden den genauso brauchen wie wir- im Laufe des Jahres hoffentlich noch irgendwo anders dann wirklich zum Entspannen…!

    Mein Haken daher pragmatisch bei: wenn ich könnte, würde ich schließen…

  5. Für diese Woche hatten wir unsere Praxis in zwei Teams aufgeteilt, je ein Behandler, eine Prophylaxekraft, eine Rezeptionsmitarbeiterin und eine Assistenz. Die Teams treffen sich nie, in der dann zweistündigen Mittagspause wird die Praxis geputzt, alle Oberflächen desinfiziert etc. Das zweite Team kommt erst, wenn das erste weg ist.
    Wir haben Montag und Dienstag nahezu noch normal behandelt, in der Hoffnung, dass die Patienten sich denken, dass es sinnvoll ist ihre Termine bei nicht zwingender Notwendigkeit abzusagen. Ist nicht passiert! Fast alle kamen (auch mit Schnupfen und trotz Schild an der Tür: Behandlung nur ohne irgendwelche Erkältungssymptome) und es riefen auch einige an, insbesondere Mütter, die Kinder hätten jetzt ja Zeit, da könne man die Prophylaxe ja auch vormittags machen… Jetzt sind wir dazu übergegangen alle nicht notwendigen Behandlungen abzusagen. Wir stehen ab morgen nur noch für Schmerzbehandlung zur Verfügung. Wirtschaftlich ist das eine Katastrophe, daher werden wir Kurzarbeitsgeld beantragen, das kann man -sofern stemmbar-aufstocken. Unseren Mitarbeitern haben wir due Aufstockung für März und April zugesagt, danach müssen wir schauen. Sie sind zum Glück alle einverstanden.
    Wir habe gelernt, dass man nicht viele Pläne machen kann und man sie meist am nächsten Tag so oder so wieder alle ändern muss. Ich hoffe, dass wir alle diese Krise irgendwie gut überstehen, gesundheitlich und wirtschaftlich.

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