Viele Jahre lang, eigentlich mein gesamtes zahnärztliches Schaffen hindurch habe ich kein Cavit benutzt. Diese zunächst weiche, klebrige Masse, die sich nicht adäquat formen und ausarbeiten lässt. Und beim Ausbohren sich genauso ätzend, weil verschmierend verhält. Nicht dauerhaft kaustabil ist. Auch die vermeintliche Zeitersparnis bei Legen relativiert sich, vorausgesetzt, man benutzt zum Verschluss der endoodntischen Zugangskavität einen schnellabbindenden Glasionomerzement. Welcher innerhalb von 2 Minuten ausgehärtet und okklusal adäquat adjustiert ist. Diesen „unnötigen“ Luxus gönn ich mir. Der sich immer wieder auszahlt. Weil eben kein Patient unvorhergesehen in der Praxis steht, dem das Cavit- Provisorium verlustig gegangen ist oder – Szenario 2 – zur Weiterbehandlung sich vorstellt mit einem seit Tagen schon offenen Zahn, er aber die Praxis nicht extra aufsuchen wollte. „Ich hatte doch den Termin sowieso.“
Na, kommt das bekannt vor ?
Und dann hatten wir noch das Problem, dass unser Cavit (aus der Tube wohlgemerkt) nach der Erstentnahme zwangsläufig trotz Schraubverschluss vor sich hin atmend zum Zeitpunkt der Wiederverwendung sich als ausgehärtet und damit unbrauchbar präsentiert.
Dabei hat das Material sehr wohl in der Endodontie Vorteile.
Oder sollte ich besser den Singular gebrauchen, einen großen Vorteil. Es ist ein sehr dichtes Material. Das dichteste überhaupt sogar, das darüberhinaus leicht feuchtigkeitsaffin sich präsentiert. Ein im Hinblick auf zu verwendende medikamentöse Einlagen im Wurzelkanal sicherlich ein nicht unwillkommenes Produktmerkmal.
Aber – am Ende des Tages reichte das alles nicht aus, um die Bedenken bzw. die Tag für Tag erlebten Nachteile zu überkompensieren.
Cavit kam daher in unserer Praxis nur sehr selten bis gar nicht zum Einsatz.
Zum Beispiel seit kurzem im Notdienst.
Seit uns von KZV-Seite her verboten wurde, Füllungen zu legen, wenn ein Patient mit rausgefallener Restauration dort sich vorstellte.
Das sei unkollegial.
Und beim Schmerzpatienten eine Lege Artis Endo (VitE, WK) durchzuführen sei unwirtschaftlich. Und Röntgen im Notdienst so gut wie nie notwendig. O Tempora, o mores ! Oder, wie es der geschätzte Kollege und „Memorix Zahnmedizin“- Autor Thomas Weber in einem Satz zusammenfasst #Deutschland_ist_nicht_zu_retten.
Da kam dann eine Produktprobe von Meta Biomed gerade richtig.
Erinnern Sie sich noch ?
Früher konnte man neue oder unbekannte Produkte ausprobieren.
Weil die Firmen diese kostenlos zur Verfügung stellten.
Heute ist diese Geste – die (mit Speck fängt man Mäuse) sicherlich eine sinnvolle war, allerdings den Controllern in den Firmenbuchhaltungen, weil nicht quantifizierbar, offensichtlich nicht zu vermitteln ist – eigentlich nicht mehr vorhanden.
Der Hinweis auf das Anti – Korruptions- Gesetz bietet den Firma einen willkommenen Alibi-Lendenschurz für das Nicht-Zahlen-Wollen. Sei es drum.
Auf der IDS 2017 kam mir eine Döschen MD Temp in die Hände.
Lag danach in irgendeinem Schrank verborgen.
Bis zum dem Tag, an dem wieder einmal die Hiobsbotschaft verkündet worden war, die Cavit-Tube sei eingetrocknet.
Fast Forward.
MD Temp Plus. Kam. Sah. Siegte.
Dieses Material macht- zu deutlich kleinerem Preis – alles viel viel richtiger, besser als der Marktführer. Die Konsistenz ? Nicht zu weich, nicht zu fest. Und vor allem nicht klebrig.
Das Resultat. Nicht nur, dass Cavit aus unserer Praxis fast vollständig verdrängt wurde, vielmehr hat sich durch MD Temp Plus unser endodontischer Workflow – man möge fast schon sagen – revolutionär – verändert. Wir setzen MD Temp Plus in jedem einzelnen endodontischen Fall ein. Nach Applikation der medikamentösen Einlage folgt – seit vielen Jahren – zunächst die Abdeckung mittels sterilem Teflonband. Gegen Feuchtigkeit aus dem Wurzelkanal kann so wirkungsvoll agiert werden. Soweit, so gut, so bewährt, so bekannt. Eventuell verbliebene Restfeuchtigkeit, sie denn noch vorhanden sein sollte, toleriert das in einer ca. 2 mm dicken Schicht eingebrachte MD Temp Plus souverän. Den Abschluss bildet wie gewohnt die kaustabile Deckfüllung aus Glasionomerzement, auch dieses Material in geringem Maße feuchtigkeitsverzeihend.
Alles in Allem erreichen wir so auf schnelle Art und Weise eine kaustabile, dauerhafte, baktiereindichte Deckfüllung, die sich in der nächsten Sitzung schnell und einfach wieder entfernen lässt. Und das MD Temp Plus sogar etwas weniger schmiert als Cavit.
Das Döschen hält im Übrigen sehr lange. Erfreuliches Detail – ein vorzeitiges Aushärten musste nicht, wie früher so oft, festgestellt werden.
Mein Fazit: Uneingeschränkte Empfehlung. MD Temp Plus – ein Material, dass wir nicht mehr missen wollen.
Gesundes Neues Jahr!
Cavit haben wir nur ganz kurz in der Praxis gehabt, trocknete immer aus und klebte / schmierte am Instrument. Coltosol erfüllt alle Einsatzbereiche für uns ohne bemerkbare Nachteile: in Glas bleibt es ewig weich, und klebt gar nicht. Die Datenlage sagt wiederum das Cavit sehr dicht sein soll – und Coltosol nicht – dieses sogar expandiert und Zähne sprengen könnte. Halte ich ehrlich gesagt auch für ein Märchen im klinischen Alltag.
Für Endo- Provi- Verschlüsse bin ich mit GIZ super zufrieden, nehme aber nur selten neben Schwammpellet noch was anderes drunter, außer wie gesagt das Coltosol wenn die Trep Öffnung sehr tief ist. Teflon habe ich auch schon genommen, aber das Entfernen des Provi geht so viel einfacher ohne: reinbohren in den Giz, ins Loch/ Schaumstoff fallen, grob abtragen, Ultraschall um die GIZ Reste vom Rand abzulösen und gut ist. Eine erhöhte oder gar vorhandene Provi Verlustquote kann ich gar nicht benennen, anders als bei reinen Cavit/ Coltosol/ Harvard Verschlüssen, wo doch mal was ausfällt oder stärker abnutzt…
Gruß Gregor
Mal eine ganz praktische Frage:
Wo bestellst du die Meta Biomed Produkte?
Bei aera ist es nicht zu finden und auch Hanchadent hat es nicht im Programm.
Danke Ha-Wi. Wo beziehst Du das Material?