“Dong Saeng” ist koreanisch und bedeutet kleiner Bruder.
So habe ich intern in unserer Praxis das neue EQ – S- Gerät der Firma Meta Biomed getauft.

Kleiner Bruder des VDW Eddy ?
Des Endo – Aktivators ?
Unseres Morita AdvErL Evo Lasers ?
Damit wäre schon mal ein Hinweis gegeben, worum es sich beim Dong Saeng handelt.
Ein Gerät zur Aktivierung von endodontischen Spülflüssigkeiten.
Ein kabelloses Gerät wohlgemerkt, das sich ideal in unseren endodontischen Workflow integrieren liesse, denn mittlerweile ist fast alles in diesem Zusammenhang frei von störenden Zuleitungen und damit optimal für das Arbeiten unter dem OP – Mikroskop abgestimmt.
Das große Aber ?
Die bisherigen Anwärter enttäuschten auf ganzer Linie.
Zunächst der Endo- Aktivator, großmündig als Tsunami für den Wurzelkanal angepriesen. Unser Exemplar, dem Hörensagen nicht das einzige, zeichnete sich vor allem dadurch aus, dass auch bei Nichtbenutzung eine Batterieentladung stattfand. Worst Case ? Freitag mittag für den letzten Patienten die Batterie gewechselt, Montag morgen beim ersten Patienten kein Strom.
Und das Spülergebnis ?
Für mich ein Gerät, das dem Behandler ein gutes Gefühl vermittelt.
Man tut was.
Offensichtlich. Es blubbert in der Kavitiät.
Was aber vom beschworenen Tsunami im Wurzelkanal wirklich ankommt, steht auf einem anderen Blatt. Wir sind, nach vielen Jahren des zufriedenen Arbeitens mit unterschiedlichen Prototypen seit dessen Markteinführung zum VDW Eddy gewechselt.
Nachteile ?
Kabelgebunden (kann man mit leben), Kavo Airscaler notwendig, Preis für die Einmal-Ansätze (ich sag mal “ambitioniert”) und- für mich am frustransten – Bruchrisiko der dünnsten Spitzenanteile.
Vor 4 Jahren ergab sich dann die Möglichkeit, ein kabelloses, akkubetriebenes Ultraschallgerät zur Spülung im Wurzelkanal zu testen. Den Namen behalte ich für mich, weil das Ergebnis einfach unterirdisch war. Nicht mal geschenkt hätte ich diese “Maschine” in unserer Praxis eingesetzt. Schade, aber leider frustrane Realität. 2 Jahre später kam einer meiner WURZELSPITZE – Mitstreiter unabhängig von mir zum gleichen Ergebnis.
Der Traum vom optimalen Workflow der Spülflüssigkeitenaktivierung schien ausgeträumt. Daran ändert auch die Verwendung des Morita AdvErL Evo Lasers in unserer Praxis nichts. Denn die Schwanenhalsführung der Glasfaserzuleitung ist zwar vom Handling her wesentlich besser als die alternativ verwendete Spiegelarm-Variante des Mitbewerbers (einfach mal auf Fachmessen im Vergleich testen, wir hatten über ein Jahr hinweg beide Geräte side by side in der Praxis), aber das bodenständige, rollenbestückte Gerät am Ende und der genau festgelegte und damit limitierende Radius der Arbeitsräume des de facto festgebundenen Handstücks beschränken die gewünschten ergonomischen Freiheiten.
Auf der IDS 2019 hatte ich dann zum ersten Mal den EQ- S der Firms Meta Biomed in Händen. Im Grunde eine batteriebetriebenen Schallzahnbürste mit einer weichen flexiblen Spülspitze als Einmalartikel. Letztere aus Kunststoff oder Silikon, bislang keine Angaben vom Hersteller diesbezüglich, ich liefere die Info nach.
Kein “rocket science” eigentlich, aber das Beispiel Endo-Aktivator hatte ja gezeigt, das die Tücke im Detail steckt.
Im Messestand bedingten In Vitro-Reagenzglas in Form eines IKEA – Wasserglases sah das vom EQ-S erzielte Verwirbelungsergebnis schon mal überraschend gut aus.
Grund genug, das Meta Biomed EQ-S in unserer Praxis auszuprobieren.
Und dort funktioniert seitdem das Gerät so gut, dass es in unseren Standard – Workflow integriert wurde.
Hier die wichtigsten Eckpunkte: Es spült. Augenscheinlich. Quirlig. Das sollte selbstverständlich sein, war es aber in der Vergangenheit bei 2-3 mal so teuren Geräten nicht. Von der Intensität her vergleichbar dem Endo- Aktivator. Aus der Erinnerung heraus geschrieben. Ich hätte ja gerne beide Geräte Seite an Seite miteinander verglichen, aber unser Endo- Aktivator ist kaputt. Durch den fortwährend notwendig werdenden Batteriewechsel ging nach vergleichsweise kurzer Zeit das dünnwandige Kunststoffgehäuse zu Bruch, es bekam einen Riss im Bereich des Batteriedeckels.
Der Eddy ist natürlich eine ganz andere Hausnummer, was die Spülwirkung angeht.
Hier wäre meines Erachtens das Wort Tsunami wesentlich eher angebracht als bei unseren beiden zweckentfremdeten Schallzahnbürsten. Allerdings birgt er aber auch, wie schon vorab beschrieben, die Gefahr des Bruchs der Spülspitze. Welche dann möglicherweise so ungünstig im Wurzelkanal eingeklemmt sich darstellt, dass eine Entfernung des Fragments nicht möglich ist. Was im Übrigen auch passieren kann, wenn man die üblichen Sicherheitsvorkehrungen befolgt. Den Eddy nie frei im Raum schwingen lassen und immer nur aus dem Kanal heraus arbeiten, niemals nach unten in den Kanal hinein vordringen, solange die Spitze aktiviert ist. Und mit einem Tip Snip den dünnsten Teil der Spitze abschneiden (der Apikalen Master-Feile vom Durchmesser her angepasst kann so auch ein versehentliches apikales Überinstrumentieren sicher vermieden werden) hat sich auch als sinnvolle Spitzenbruchprophylaxe erwiesen.
Das Gute am EQ-S ist, es bedarf dieser Vorsichtsmaßnahmen nicht. Im Gegenteil. Der Spitzenansatz ist unkaputtbar. Bis heute ist keine einzige Spitze gebrochen, geschweige denn eingeklemmt im Wurzelkanal zurückgeblieben. Man kann sogar aktiv in die Kanäle vordringen. Die flexible Spitze leicht vorgebogen sucht sich von selbst ihren Weg in alle Wurzelkanäle, man muss die Spitze während des Spülvorganges nur so ungefähr in Kanalrichtung platzieren und merkt dann am Vordringen, wie das EQ- S seinen Weg nach apikal findet. Im aufbereiteten Kanal wohlgemerkt, nur das keine Missverständnisse auftauchen. Ebenso unverwüstlich scheint die Batterie. Wir arbeiten seit März 2019 mit dem Gerät und mussten bislang nur 2 mal die Batterie wechseln. Die Spülspitzen (in 3 Größen 15, 25 und 35 erhältlich, wir nutzen meist 35, seltener 25, 15 nie) sind deutlich günstiger als beim VDW Eddy-System. 30 Spitzen für das EQ-S kosten 45 Euro + MWS.
Alles in Allem hat uns das Meta Biomed EQ-S Gerät positiv überrascht.
Es hat seinen Platz in unserem endodontischen Arbeiten gefunden.
Den Eddy, den wir trotzdem nicht missen wollen, nutzen wir nur noch im Rahmen der Entfernung von pastösem Calciumhydroxid aus dem Wurzelkanal. Vor Wurzelkanalfüllung. Für die Spülung der Wurzelkanäle im Rahmen der Wurzelkanalaufbereitung kommt bei uns ergänzend zum Morita AdvErL Evo Laser nun das EQ-S zum Einsatz. Das Schöne ist, der Blick muss dabei auch beim vierhändigen Arbeiten nicht vom OP- Mikroskop weggewendet werden. Der Gerätewechsel vom Aufbereitungshandstück zum EQ-S und zurück geht innerhalb einer sprichwörtlichen Sekunde. Ein bedeutsamer, im Praxisalltag als sehr angenehm empfundener ergonomischer Vorteil.
Noch eine Anmerkung in merkwürdigen Zeiten: Da bereits die bloße Nennung eines Produktes auf einer Homepage als Werbung interpretiert werden kann, benennen wir diesen Blogbeitrag (wie auch jeden bereits geschriebenen sowie alle zukünftigen Beiträge, in denen Produkte benannt werden) als unbezahlte Werbung. Sollten wir (jemals) finanzielle Zuwendungen von Firmen erhalten, die Erwähnung bestimmter Produkte betreffend, werden wir die entsprechenden Blogbeiträge als “bezahlte Werbung” ausweisen. Dem Autor wurde ein EQ-S- Gerät und 30 Spülspitzen für den Praxistest kostenlos zur Verfügung gestellt.
Moin!
Ich hatte mir den Meta Quirl (MQ) auf der IDS auch angeschaut – und war enttäuscht! Der Preis war ambitioniert, ich verwies auf den damaligen Einführungspreis vom Endoactivator der auch so hoch war, der nicht wenige Kollegen von einem Kauf abhielt. Die Wirkung in einem großen Wasserbehältnis ist mehr als vom Endoactivator – aber ich erinnere gerne an die schallende Kritik zu meinen Videos, wo ein Testmedium größer als ein Wurzelkanal gleich als klinisch irrelevant deklariert wurde, weil die Schwingungsamplitude im freien Raum voll ausgenutzt werden kann.
Als ich meine Videos am Stand zeigte waren die von Meta gegeistert davon (die kannten die bereits) und wollten das ich was ähnliches auch für die mal mache, als ich aber fragte ob es sowas wie Demogeräte gibt damit ich den Versuchsaufbau wiederholen könnte, wurde die Stimmung frostig: Ich könne es kaufen war die Antwort. Ich sollte also ein Gerät für €400 kaufen das auf den ersten Blick wie ein Endoactivator funktioniert – und wahrscheinlich auch klinisch genauso relevant ist – um dann ein Video zu machen was der Firma Aufmerksamkeit generiert?
Das war die erste Stimmungsbremse an dem Tag an dem Stand.
Als ich dann nach dem Verkaufspreis für Ceraseal fragte – der Preis wurde auf dem letzten Roots Summit noch mit “50% unter dem Konkurrenzpreisen” versprochen – erhielt ich den zweiten Dämpfer, der Preis orientierte sich an den der Konkurrenz. Ob das einer Marktverbreitung für einen neuen Sealer hilft wenn er genauso teuer ist wie die Anderen, die bereits seit Jahren etabliert sind? Ich denke nicht, aber wer weiß was da alles mit reinspielte.
Eddy: das Abbrechen der Spitze passiert mir nur noch extrem selten, ich aktiviere den in der Luft und lasse die Spitze erstmal von alleine wegfliegen :D! Oder wenn die vom Einfändeln zu oft umgeknickt wurde, dann wie du erwähnt hast einfach abschneiden.
Wenn du den Endoactivator nicht mehr hast, kannst für Testläufe auch den Waterpik Flosser nehmen, der hat fast den selben Motor. Ich hatte die damals parallel benutzt, außer dem Knick am Kopf und entsprechender Erreichbarkeit von Molaren war KEIN Unterschied sichtbar. Ja, der Endoactivator hatte noch mehrere Frequenzbereiche, aber die waren weniger als das Maximum, und weniger Effekt von wenig Leistung, wer will das schon, oder?
Appropos Roots Summit in Berlin 2018: Mit Buchanan hatte ich dort über meine Spülvideos gesprochen und das ich die Modelle von Holm und Oscar mit Gummibärchenblut nutzen wollte für weitere, und die selbe “Nice, but useless” Antwort erhalten. Manchmal sollte ich meine Klappe halten :D:
https://www.youtube.com/watch?v=zqsflHnVyuU
Gruß Gregor
PS: Schwerhörige jüngere Patienten mit einem Hang zu rauchbaren Drogen werden sicher große Augen machen wenn du deiner Helferin sagst “und jetzt den Bong” bitte :D…
PS1: Endoactivator braucht kein Deckel zum Batteriefach, oder? Ich hatte meinen gleich wieder verkauft und kann nicht nachschauen, aber ansonsten mal großzügig Kallocryl rüber gießen, das dürfte dann wieder halten.
Hallo Ha-Wi,
das klänge ja alles vielversprechend, wenn wir nicht seit der DGET-Tagung letztes Wochenende in Stuttgart wüssten: Bringt alles nix. Alles Humbug! Ruddles Tsunami? Kasperkram! Der Eddy? vielleicht wirksam, aber noch nicht nachgewiesen. PIPS und Sweeps? Definitiv wirkungslos. Endo-Vac und Gentle Wave? Überteuerte Lachnummern! Laser? Der größte und teuerste Humbug von allen! Und die Sache mit der Aktivierung im Wasserglas? Nicht auf den Wurzelkanal übertragbar.
Fazit: Spülung allein reicht, Spülkanüle nach unten offen, auf AL minus 1-2mm eingeführt.
Sagte: Dr. Christos Boutsioukis, ein Grieche, der jetzt in der ACTA wirkt und forscht….
Herzliche Grüße, Harald.
P.S.: Meine Lieblingsfrage aus dem Auditorium an ihn: “What do you do?” Seine Antwort: “I do nothing!” Das war wahrscheinlich der wahrste Satz seines Vortrags.
Hic Rhodos hic salta, Harald !
Immer wieder hört man diese Aussagen, das diese Devices alle nix bringen. Das gilt im Übrigen für die Spülung insgesamt genauso. Auch da gibt es Stimmen, man könne es weglassen. Ach ja, es gibt auch Stimmen, die sagen, es bedarf keiner WF. Ich glaube, ich schreibe einen Beitrag zum Thema.
Hallo Herr Vögele,
ich war ebenfalls in diesem Vortrag und zugegebenermaßen über die scheinbar wirkungslose Aktivierung konsterniert, zumal ich nach Aktivierung mit eigenen Augen sehe, was anschließend hochgespült wird.
Das die Amplitude des Eddys für Kavitationseffekte nicht ausreicht war mir klar, daß aber die Aktivierung wirkungslos sein soll, kann ich nicht ganz glauben.
War jedenfalls ein sehr spannender Vortrag.
LG, Markus
Markus, genau das ist ja der Punkt: wir sehen alle im klinischen Alltag, dass die Kanäle sauberer aussehen nach “was weiß ich was alles”, besonders SAF sorgte in der visuellen Kontrolle gerne am Kanaleingang für “geleckte” Dentinwände. SAF Referenten meinten auch gefühlt eine schnellere Heilung apikaler Aufhellungen in Röntgenbildern zu sehen, wissenschaftlich ist das aber nicht. Vor geraumer Zeit meinte man noch “sauberer ist besser” propagieren (glauben ) zu müssen, jetzt ist es halt das Gegenteil – wissenschaftlich betrachtet :D. Dabei ist es doch wie mit der Klimawandel Debatte: egal was man macht, immer wird einem ein schlechtes Gewissen eingeredet… :D
Gruß Gregor
Harald, alles richtig, aber doch gibt es mir zu bedenken: wie oft kommt es vor das mit alleiniger Spritzenspülung die Med ordentlich und sauber (genug) rauskommt?! Klar, das mag jetzt auf den ersten Blick keinen Unterschied in der Ausheilung machen, aber wie viele Studien wurden schon gemacht wo rauskam, das eine WF deutlich “undichter” ist wenn die Med nicht ordentlich entfernt wurde? WFs sind so schon undicht genug, da brauchen wir doch jeden Strohhalm an dem wir uns festhalten können, oder?
Für viele Anwender wird es draußen definitiv entspannter wenn man ihnen in bester Annett Louisan Melodie “Du musst doch nur Spülen, hmmmm, der Rest tut doch nichts, aha…” vorträllert, und manchen Patienten ist damit auch geholfen, ich sage nur Stufen/ Frakturen bei Ultraschall, frittiertes Dentin bei intrakanalärer Spülflüssigkeitserwärmung mit Downpack oder Wechsel-Spülorgien mit 1l EDTA und Hypo im Wechsel.
Ist Christos auf die “neuen” Maillefer Spülkanülen eingegangen? Ich finde die sehr gängig und komme damit deutlich einfacher tief in die Kanäle, einzig das Umbiegen der Spitze nervt etwas beim schnellen Einfädeln…