Wir erinnern uns
Damals im Studium.
Die zweite aufgewachste Kronenmodulation ging schon wesentlich schneller als die erste. Und wie war das, als wir zum ersten Mal Kofferdam anlegten ? Eine Katastrophe. Wie habe ich den Patienten bedauert und bewundert gleichermaßen für seinen Mut und seine Geduld, mich gewähren zu lassen.
Und wie leicht geht es heute von der Hand.
Übung macht den Meister.
Heißt es.
Aber es war interessanterweise nicht das stete Wiederholen an sich, das uns nach Limitierung unserer Praxistätigkeit einen entscheidenden Mehrwert unseres tagtäglichen Arbeitens in der Endodontie gebracht hat. Denn nach 25 Jahren sollte man meinen, genügend Endos gemacht zu haben, um fit zu sein in allen tagtäglichen Situationen.
Es ist also weniger die bloße Menge an sich, sondern vielmehr das stakkatoartig schnelle Wiederholen des Immergleichen. Das fällt auf, seit wir ausnahmslos nur noch Endo machen. Sobald sich etwas Besonderes ereignet im Rahmen der Behandlung, eine Schwierigkeit, eine unbefriedigende Situation, haben wir sofort im Anschluss die Möglichkeit, beim nächsten Patienten uns eine Verbesserung einfallen zu lassen und diese auszuprobieren. Und das 5 bis 8 mal am Tag. Jeden Tag. Unser Evolutionszyklus ist mittlerweile sehr sehr kurz.
Schon innerhalb eines Tages haben wir so gegebenfalls eine Unzulänglichkeit erkannt, eine Lösung des Problems eruiert, diese sofort beim nächsten Patienten umgesetzt, die Verbesserung erfahren und in den weiteren nachfolgenden Sitzungen des Tages soweit wiederholt und konsolidiert, dass sich am Ende des Tages ein neuer Behandlungsschritt etabliert hat. Dieser wird in der Teambesprechung des nächsten Tages frühmorgens zu Behandlungsbeginn im gesamten Team geteilt und wird damit stande pede integrativer Bestandteil unseres tagtäglichen Arbeitens.
Warum das in unserer Praxis bislang nicht so war, obwohl wir doch mehr als 80 %, eher sogar mehr als 90 % unserer Tätigkeit auch bislang schon endodontischen Belangen gewidmet haben, darüber kann ich nur mutmaßen. Ich vermute, das die nichtendodontischen Unterbrechungen letztendlich vom Thema wegführten und ablenkten. Aus den Augen, aus dem Sinn. Und bis zum nächsten Endo-Patienten, auch wenn es nur 30 bis 60 Minuten und zwei Patienten später war, ist das Problem vergessen oder zumindest ein Stück weit verschüttet, weil natürlich auch in den anderen Behandlungsbereichen Verbesserungsmöglichkeiten anfallen. Über die wiederum nachgedacht, sinniert wird. So subsumiert sich am Ende des Tages statt beseitigter Widrigkeiten eine Liste an Unzulänglichkeiten, für die, sofern man diese überhaupt am nächsten Tag im Teamgespräch anzusprechen Lust hat, es ad hoc und bei nicht vorhandenem Zeitrahmen natürlich keine Lösungen geben kann. Was wiederum zu negativen Schwingungen und damit Frustration führt.
Ein schönes Beispiel für eine solche Verbesserung, die uns Woche für Woche erneut ausgesprochen positiv ins Bewußtsein kommt, weil sie uns extrem weitergebracht hat, sind unsere ersten Patientenkontakte. Davon berichte ich in der nächsten Episode: “ERSTGESPRÄCH!”