von Hans – Willi Herrmann
Gefühlte 7 Jahre funktionierte unser Dürr Vistascan Mini Röntgenspeicherfolien – Scanner wie das sprichwörtliche Schweizer Uhrwerk. Und auch noch am Freitag nachmittag bei unserem letzten Patienten war alles wie immer.
Einwandfrei.
Am Montag morgen dann leuchtete beim Einlesen der ersten WF- Kontroll- Röntgenfolie eine rote LED am Gerät auf, die ich noch nie zuvor gesehen hatte. Gefolgt von zwei Fehlermeldungen, die nichts Gutes verhiessen. Fehler E 1170. Interner Fehler. Keine weiteren Textinformationen. Und kurz danach E1020: INTERN. Die Operation kann in diesem Zusammenhang nicht ausgeführt werden.
Und dann dieses Geräusch.
Ein Rattern, wie ich es zuletzt in ähnlicher Dramatik unverhofft erlebt hatte, als der Motor unseres VW Buses im dafür berühmt-berüchtigten 3. Zylinder einen “Defekt” hatte. Man weiss sofort – das bedeutet nichts Gutes.
Der am frühen Nachmittag eingetroffene Techniker des Dentaldepots hätte es nicht besonders erwähnen müssen – der Scanner müsse eingeschickt werden, Dürr würde einen Ersatzscanner schicken. Wenn wir Glück hätten, könnten wir in 2 Tagen mit dem Austausch rechnen. Ich erwähnte, die Hoffnung stirbt zuletzt, das wir als Endo-Praxis ständig auf Röntgenbilder angewiesen seien. Und bat meine Mitarbeiter, unsere Röntgenpatienten des heutigen und morgigen Tages anzurufen und die Termine umzulegen.
Erfreulicherweise – und entgegen den allgegenwärtigen Erfahrungen der Jetztzeit, in der vollmundige Werbe-Versprechungen der Hersteller – man denke an die Diesel-Affäre – sich als inhaltsleere Worthülsen erweisen – stand schon gegen 12 Uhr am nächsten Tag das Austauschgerät in der Praxis. Per Expresslieferung unmittelbar nach Eintreffen des Reparaturauftrages verschickt. 300 Euro kostet der Service und zieht man die Schwierigkeiten in Betracht, die sich aus der Nichtnutzung der Röntgenentwicklungseinheit ergeben, dann ist diese Summe definitiv sinnvoll investiert.
Ein Dank an Dürr für diesen vorbildlichen Service.
Schon wenn ich diesen Satz schreibe, höre ich die kritischen Stimmen. “Ein so teures Gerät sollte länger als die sprichwörtlichen 7 Jahre halten”. Richtig. “Es sei die Frage erlaubt, warum ein Gerät, dass einmal aufgebaut und nie wieder bewegt, demnach keinerlei Belastung von aussen ausgesetzt ist, solche offensichtlichen mechanischen Schäden aufweise.” Richtig.
Aber dabei wird geflissentlich übersehen, dass auch die analoge Röntgentechnik ihre Macken und Tücken aufwies. Der Dürr- Röntgenentwickler, wie hiess das Gerät noch, irgendwas mit XR 24, das Premiumprodukt seinerzeit, auch der lief im Vergleich zu den Mitbewerberprodukten unproblematisch und war daher das Gerät der Wahl, dieser musste regelmäßig gewartet werden, das Rollenpaket wurde immer mal wieder getauscht, man erinnere sich bitte an den monatlich oder sogar noch öfters durchzuführenden Wechsel des Entwicklers/Fixierers.
Alles in allem um ein Vielfaches mehr Aufwand als beim Vistascan Mini.
Würde man den XR 24 und den Vistascan MIni grafisch gegenüberstellen, dann wäre der XR 24 eine mehr oder weniger wellige Linie mit teilweise starken Zacken. Der Vistascan Mini ist ein wie mit dem Lineal gezogener gerader Strich, der nun, nach 7 Jahren, abrupt abgerissen ist.
Der Vergleich demnach, der im Raum steht, ist also nicht der Vergleich Analog – Digital, sondern vielmehr, wie auch schon bei der Kaufentscheidung für den Vistascan, die Wahl zwischen Speicherfolie und digitalem Sensor.
Allerdings haben sich die Rahmenbedingungen geändert.
Damals war der Sensor reparaturanfällig und von der Bildqualität nicht überlegen, heute sieht das anders aus – Die Sensoren liefern schneller teilweise der Folie überlegene Bildqualitäten, sind viel standfester und im Schadensfalle wesentlich preisgünstiger zu reparieren oder zu tauschen als früher. Die Speicherfolien wiederum zeigen im Alltagsbetrieb Verschleisserscheinungen, die einen Austausch weit vor den vom Hersteller angepriesenen 1000 Aufnahmen notwendig machen, ein Verbrauchsartikel sind, wie es vorher der analoge Film war. Auch diese Kosten sind demnach auf der Sollseite des Vistascan einzurechnen.
Es wird also maßgeblich davon abhängen, was die Reparatur an Kosten generiert, wenn es darum geht, zu eruieren, ob der Kauf des Vistascan Mini betriebswirtschaftlich Top oder Flop war.
Ich werde berichten.