von Ronaldinho Weymar
Konfluierende Kanalsysteme können zu unerwartenden Fallstricken in einer endodontischen Behandlung werden.
Abhängig vom Winkel in dem die Kanäle aufeinander treffen kann es während der Aufbereitung zu Instrumentenfrakturen, Stufenbildungen und Verblockungen kommen.
Trifft z.B. ein Instrument in MB2 an der Konfluationsstelle mehr oder weniger rechtwinkelig auf die Kanalwand des kommunizierenden MB1 so ist beim Einsatz rotierender Instrumente die Gefahr einer Instrumentenfraktur recht hoch. Die abrupte Krümmung mit kurzem Radius führt zu erheblichen Belastungen des Instrumentes.
Der Versuch den apikal der Konfluation gelegenen Teil des dann gemeinsamen Kanalsystems aus zwei verschiedenen Richtungen zu bearbeiten ist zudem zeitintensiver, birgt höhere Risiken und hat keinen positiven Effekt auf die Desinfektion.
Es ist daher ratsam, sobald klar ist, dass Kanalsysteme konfluieren, zunächst den Kanal bis zum Foramen physiologicum aufzubereiten, der die geringere Krümmung aufweist und in dessen Verlauf weniger abrupte Krümmungen auftreten.
Ist dieser erste Kanal aufbereitet, wird eine in Länge, Konizität und Durchmesser exakt angepasste Guttaperchaspitze in den mit CHX gefluteten Kanal eingebracht. Anschliessend wird ein Nickeltitaninstrument in der Dimension 15/06 oder 20/06 per Hand in den zweiten Kanal eingeführt bis ein erster weicher Widerstand zu spüren ist. Nach leichter Rotation wird das Instrument entfernt.
Entnimmt man jetzt die eingebrachte Guttaperchaspitze so wird man an der Stelle der Konfluation eine dem Winkel des Zusammentreffens entsprechende Einkerbung finden.
Punktförmige Markierungen weisen auf rechtwinkeliges Aufeinandertreffen hin.
Lange schlitzförmige Markierungen zeigen, dass die Kanäle spitzwinkelig aufeinander treffen.
Bei der warmen Obturation ist zu beachten dass bei konfluierenden Kanalsystemen immer beide Guttaperchspitzen eingebracht werden um eine Blockade eines Kanals durch hineingepresste erwärmte Guttapercha zu verhindern. Wird in Schilder-Technik oder in CW-Technik obturiert muss nur in einem Kanal der Masterpoint auf Arbeitslänge eingebracht werden. Im zweiten Kanal kann der Masterpoint so gekürzt werden, dass er die Konfluationsstelle erreicht. Die Entfernung der zuvor beschrieben Markierungen vom Ende der Guttaperchaspitze ermöglicht die rechnerische Lagebestimmung der Konfluationsstelle.
Das oben beschrieben Verfahren der Lagebestimmung der Konfluationsstelle habe ich während eines viertägigen Kurses bei A. Castellucci in Florenz kennengelernt.
Hallo Jörg,
“…in den mit CHX gefluteten Kanal eingebracht.”
warum wird das Kanalsystem ausgerechnet mit CHX (welche Konzentration?) geflutet?
“Bei der warmen Obturation ist zu beachten dass bei konfluierenden Kanalsystemen immer beide Guttaperchspitzen eingebracht werden um eine Blockade eines Kanals durch hineingepresste erwärmte Guttapercha zu verhindern.”
Das wäre doch eine “retrograde” Füllung. Warum ist das schlecht? Braucht man im 2. Kanal nur noch das Backfill zu machen.
Viele Grüße
Kevin
Hallo Kevin
Wenn die Masterpoints WIRKLICH passen muss man von einer Art Presspassung auf den letzten 1,5 -2 mm ausgehen. Damit steigt die Gefahr, dass die im Kanal befindliche Flüssigkeit nach apikal gedrückt wird.
CHX in meinem Fall 0,2 %ig, verursacht definitiv geringere Irritationen als NaOCl.
Und die Masterpointeinprobe verläuft definitiv geschmeidiger wenn sich Flüssigkeit im Kanal befindet.
Probier’s einmal zum Spaß aus. MP einmal im trockenen Kanal und einmal im gefluteten.
Herzliche Grüße Jörg
Verlängert ausserdem die Desinfektionzeit…
Hallo Jörg,
es doch ist immer wieder erstaunlich um welche Details man sich Gedanken machen kann.
Ich finde das toll :-)
Vielen Dank für den Hinweis, werde ich ausprobieren!
Viele Grüße
Kevin