Warnung mit Gewinn

von Hans – Willi Herrmann

Ein Artikel aus der Süddeutschen Zeitung vom 14. /15. Februar 2009 mit der Überschrift “Warnung mit Gewinn” und dem Untertitel “Berichte über Risiken eines Arzneimittels könnten dem Hersteller sehr gelegen kommen” weckte mein Interesse.

Von einem Mittel, das zur Bekämpfung von Darmkrebs eingesetzt wird, war die Rede.

Ein Freund von mir hatte vor ein paar Jahren dieses Mittel erhalten, daher kannte ich es.

Erhalten nach Intervention und persönlicher Recherche des Erkrankten, denn aufgrund der hohen Kosten wollten die Krankenkassen das Mittel zunächst nicht zahlen. Die Datenlage bezüglich des Nutzens schien damals den Kassen nicht ausreichend.

Ich zitiere nachfolgend aus besagtem Artikel der “Süddeutschen Zeitung”:

Nach Zahlen des Herstellers erzielte man laut Arzneiverordnungsreport 2008 mit diesem Mittel zuletzt einen Jahresumsatz von 17,2 Millionen Euro Umsatz.

Im Jahr 2003 hatte ein amerikanischer Augenarzt entdeckt, dass besagte Krebsarznei gegen ein häufiges Augenleiden, die altersabhängige feuchte Makuladegeneration (AMD) hilft.
Das Leiden entsteht, weil Adern hinter der Netzhaut einwachsen. Die Krebsarznei kann das verhindern.
Jährlich erkranken in Deutschland 50 000 Menschen neu an dem Leiden, 485 000 insgesamt sind gegenwärtig in Deutschland davon betroffen.

Weltweit haben bisher mindestens 200 000 Menschen das Mittel (es wird in den Glaskörper gespritzt) verwendet. Eine Behandlung kostet zwischen 25 und 50 Euro.

Eine Zulassung als Augenmedikament wurde vom Hersteller bis heute nicht beantragt.

Stattdessen wurde die chemische Formel von minimal verändert und ein neues Mittel auf  den Markt gebracht.

Der Preis für das neue Medikament, das 2007 auf den Markt kam, wurde auf 1500 Euro festgelegt – pro Einzeldosis.

Sieben bis 11 Injektionen sind laut Augenärzten zufolge nötig, um das Leiden zu stoppen.

Der Heidelberger Pharmakologe Ulrich Schwabe hat hochgerechnet, dass die  Therapie mit dem neuen Mittel die Krankenkassen 8,9 Milliarden Euro jährlich kosten würde.

Derzeit geben alle gesetzlichen Krankenkassen im Jahr 26 Milliarden Euro für Arzneimittel aus.

Eine Behandlung mit der bereits vorhandenen Krebsarznei würde lediglich 32 Millionen Euro kosten.

Quelle: Süddeutsche Zeitung, 14./15.02.2009