von Donald Becker
2 oder 3 Tage nun tat die Wade schon weh.
Einfach so, aus heiterem Himmel, nach dem Aufwachen war es da gewesen.
Und es war keine Besserung abzusehen.
Wie ein starker Muskelkater oder Zustand nach einem Wadenkrampf.
Das Laufen fiel schwer, nach wie vor. Eigentlich sogar schwerer als am Anfang.
Anruf beim Hausarzt des Vertrauens, zwischen zwei Behandlungen.
Sein Rat: Gleich vorbeikommen. Ich stimmte zu. Denn wir wussten beide, was als Verdachtsdiagnose im Raum stand.
“In 90 Minuten bin ich da”, antwortete ich.
Denn zunächst musste ich noch die Patientin behandeln, die gerade im Behandlungsstuhl Platz und eine nicht unbeträchtliche Anreise auf sich genommen hatte.
Die Untersuchungen bei meinem Hausarzt, sofort durchgeführt und ausgewertet, verhießen nichts Gutes: Ein positiver Dime Test und eine Sonographie machten aus dem Verdacht eine Verdachtsdiagnose. Tiefe Beinvenen – Thrombose. Ab ins Krankenhaus zur Phlebographie, zur definitiven Bestätigung.
Ich machte mich auf den Weg, fuhr zwischendrin nur noch kurz in die Praxis, um die weiteren Termine des Tages canceln zu lassen.
4 Stunden später.
Mit dem Ergebnis der Phlebographie, einem auf Grund para gelaufenen Kontrastmittels geschwollenen und leicht lividen Fusses (“passiert nur bei Kollegen und Verwandten, sie haben gewackelt”), einer Heparinspritze und Stützstrumpf zurück in die Praxis.
Denn der Patient für die WK -Beratung am Ende des Behandlungstages, auch nicht gerade ortsnah ansässig, wollte partou nicht noch einmal extra wiederkommen nur für eine Besprechung.
“War mit den anderen Patienten soweit alles okay ?”, fragte ich meine Assistentin, die die Termine telefonisch abgesagt hatte.
“Ja, bis auf Frau Müller Maier Schmidt.”
Frau Müller Maier Schmidt hatte heute morgen angerufen, weil ihr ein Stückchen von ihrem Backenzahn oder einer Füllung (keine Schmerzen) abgebrochen war.
Selbstverständlich hatten wir ihr, obwohl auf Monate ausgebucht, noch heute einen Termin in unserer Schmerzzone gegeben.
Als wir anriefen und den Termin, den wir ihr für heute nachmittag gegeben hatten, aus gegebenem Anlass (Herr Dr. Becker muss unvorhergesehen zum Arzt) verlegen wollten, sagte diese: “Ja, klar. Wenn ich mir Kronen leisten könnte, würde der Termin nicht abgesagt werden.”
Wie sagte ein Patient neulich über sich selbst bei seinem ersten Besuch in unserer Praxis: Er sei ein Misanthrop.
Es gibt Momente, da kann ich diese Haltung nachvollziehen.