Im Hamsterrad (3)

von Hans – Willi Herrmann

Am Wochenende hat ein Kollege angerufen, mit dem ich schon längere Zeit nicht mehr telefoniert habe.

Meine Tochter , 9 Jahre alt, war am Telefon.

Ob Sie wisse, wer am Telefon sei, fragte er.

„Natürlich“ sagte sie, mit ihrem immer präsenten lieben freundlichen Lächeln in der leicht singenden Stimme, „Du bist der Donald Becker„.

Wie es ihr in der Schule gefalle und ob sie schon wisse, auf welche Schule Sie demnächst ginge, wollte er wissen.

Und danach: „Weisst Du auch schon, was Du später mal werden möchtest ? “
„Zahnarzt ? Wie der Papa ?“

Wir haben in unserer Familie ein Berufsziel unserer Tochter noch nie thematisiert.
Wofür soll das in ihrem Alter gut sein ? 
In der Schule scheint dies ab und zu ein Thema unter den Kindern zu sein, denn ab und zu hatte Nele uns in letzter Zeit erzählt, dass alle schon wüssten, was sie später mal werden sollen, nur sie nicht. Wir hatten stets geantwortet, sie solle das machen, was ihr Freude mache und dass sie jetzt noch nicht sich auf irgendwas festlegen müsse. 
Unser Kind soll solange wie möglich eine glückliche Kindheit haben. Der Ernst des Lebens kommt früh genug.

Die Antwort, die Nele Donald Becker gab und vor allem, wie sie sie gab, machte mich nachdenklich.

Sie antwortete spontan. Und ruhig.
Ruhig, wie man nur antworten kann, wenn man eine Thematik mit ihrem Für und Wider für sich selbst (weder ein mögliches Berufsziel geschweige denn die Überlegung sie könne/solle beruflich in meine Fusstapfen treten war jemals Geprächsthema in unserem Hause) erörtert hat,  zu einem Ergebnis gelangt ist und mit der Thematik abgeschlossen hat:

„Nein, wenn ich sehe, wieviel Stress Papa und Mama haben, dann möchte ich das nicht.“