Das (scheinbar) verflixte siebente Jahr

von Hans – Willi Herrmann

Vom 20. – 22. 11.2008 fand in Stuttgart die 7. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Endodontie (DG Endo) statt. Und wer hätte wetten müssen, der wäre davon ausgegangen, dass dem allgemeinen Trend in der Zahnmedizin  folgend, deutlich weniger Teilnehmer sich einfinden würden als in den Jahren zuvor.

Aber nichts von dem traf zu in Stuttgart.
Das war die erste Überraschung.
Der großzügig dimensionierte Vortragssaal bis zum letzten Platz gefüllt. Deutlich ins Auge springend wesentlich mehr Teilnehmer als vor einem Jahr in  Düsseldorf. Und noch einmal deutlich mehr als in Dresden.
An weltweit bekannten Rednern kann es nicht gelegen haben,  denn im Gegensatz zu früheren Jahren, in denen große Namen, Titanen der Endodontie vom Schlage eines Cliff Ruddle oder Gary Carr, als Zugpferde gedient hatten, waren in diesem Jahr die klinischen Hauptredner Sashi Nallapati, Jan Bergmans und Stephane Browet dem Großteil der Teilnehmer nicht einmal namentlich bekannt. Und ein Leif Tronstad oder Dag Orstavik (der für mich nicht destotrotz einen sehr hörenswerten Vortrag gehalten hat) alleine reicht schon lange nicht mehr aus, um einer Jahrestagung ausreichend Publikum zu verschaffen.

Und gleich darauf folgend die nächste Überraschung.
Lauter junge Kolleginnen und Kollegen saßen im Auditorium. So stark vertreten, dass man von einem Generationswechsel reden  kann, der nun die Endodontie erreicht hat. Ältere Zahnärzte wie der legendäre Fritz Haun aus Bonn waren eher die Ausnahme und die nun etabliert zu nennenden Kollegen der ersten neuen Generation, die Mitte und Ende der neunziger Jahre die Botschaft der “Modernen Endodontie” aufgenommen und weitergetragen haben, finden sich umringt von einer Vielzahl aufgeschlossener junger Zahnärztinnen und Zahnärzten, die, teilweise bis in die Fingerspitzen motiviert,  ihr Interesse an Endodontie über die gesamten 3 Tage der Jahrestagung so deutlich sichtbar werden lassen, dass man sich freudig an die Euphorie der DG Endo – Gründerjahre zurückerinnert fühlt.

Die DG Endo hat also diesmal alles richtig gemacht und  meines Erachtens die gelungenste und rundeste Jahrestagung bisher abgehalten. Hier zahlt sich nun (endlich möchte man sagen) die Aufbauarbeit der letzten Jahren nachhaltig aus. Viele der Konstrukte, die unter zähem Ringen auf den Weg gebracht wurden, teilweise belächelt, aber auch heftig kritisiert, sind nun in stabilen Bahnen. Und die Energie, die bisher dafür aufgebracht werden musste,  Strukturen einzurichten  und zu etablieren wird jetzt nach und nach in die Detailarbeit und kontinuierliche Verbesserungen gesteckt.
Und kommt nun positiv zum Tragen. Ganz gleich ob Jahrestagung, Frühjahrsakademie, Curriculum oder Active Members – Gruppen – auf allen Ebenen erntet man nun nachhaltig die Früchte der Arbeit der letzten Jahre. 

Das weckt das Interesse an zukünftigen Veranstaltungen.
Ich bin sicher, dass auch die 2. Frühjahrs-Akademie 2009  den Erfolg der diesjährigen Jahrestagung fortsetzen wird. Mit einem bedeutsamen Unterschied: Es wird keine 7 Jahre brauchen, bis diese sich ebenso positiv präsentiert wie die Jahrestagung. Angesichts des reichhaltigen Kursangebotes wird die Frühjahrsakademie 2009 am 13. und 14. März in Halle ziemlich nachgefragt und vermutlich werden viele Kurse rasch ausgebucht sein. Wollen wir wetten ? 

Der Gesellschaft bleibt zu wünschen, dass diejenigen, die in den letzten Jahren  einen nicht unbeträchtlichen Teil ihrer Freizeit in die Vereinsarbeit gesteckt haben, der DG Endo als aktive Mitstreiter erhalten bleiben. Denn Kontinuität, die auf eingespielten Strukturen aufbaut, ist das Beste, was der DG Endo und ihren Mitgliedern gegenwärtig passieren kann.