Wie weit ist weit genug?

von Jörg Schröder

Arbeitslänge und Arbeitsweite. Über diese beiden Werte kann man lange diskutieren. Am Ende der Diskussion steht jedoch immer die Entscheidung für eine, hoffentlich gut begründete, Vorgehensweise.

In den ersten endodontischen Fortbildungen, die ich Ende der 1990’er besuchte, wurde empfohlen den Durchmesser der apikalen Aufbereitung so weit zu gestalten, dass sie den Durchmesser der ersten Feile, die apikal mit Friktion eingebracht werden kann (First-File-To-Bind) um 3 ISO-Größen übertrifft.

Nur ist es im manchen Fällen, wie zum Beispiel in stärker gekrümmten oder s-förmig verlaufenden Kanälen, gar nicht so einfach, die Lage der Friktionszone zu bestimmen.



Ich nutze seit langem die Möglichkeit, im Mikroskop die „Beladung“ der Spanräume meiner Instrumente als Hinweisgeber zu nutzen, um so die Zielweite meiner Aufbereitung festzulegen.

Hier ein praktisches Beispiel. Das Bild zeigt eine HyFlex-Feile 30/06 nachdem sie einmalig bis auf Arbeitslänge eingebracht wurde. Die nicht gefüllten Spanräume an der Arbeitsspitze zeugen von der vorangegangenen Aufbereitung des Kanals mit einer HyFlex 30/04.

Unter der Annahme, dass die eingesetzten Feilen innerhalb der zulässigen Maß-Toleranzen hergestellt wurden, kann ich anhand der gefüllten Spanräume, Rückschlüsse auf die apikale Geometrie der Kanalsysteme ziehen.

Und somit unter Berücksichtigung der weiteren Parameter, wie z.B. initiale Kanalweite und Krümmungsverlauf die Endaufbereitung festlegen.

 

 

6 Gedanken zu „Wie weit ist weit genug?

  1. „Wie weit ist weit genug“ betrifft ja auch die gewählte Arbeitslänge.
    Wie gehen Sie da vor? Apexanzeige: rot (bzw. ELM 0,0) und dann -0,5mm kürzen = Arbeitslänge?
    Ich meine irgendwann mal ein Webinar eines indischen Zahnarztes gesehen zu haben, der empfohlen hatte immer bis ELM 0,0 aufzubereiten. Das würde wahrscheinlich die apikale Konstriktion verletzen, andererseits behandeln wir Zähne ohne apikale Konstriktion (nach Resektion z.B.) mit MTA ja auch erfolgreich….
    Gibt es eigentlich gute Evidenz zu dem Thema?
    Danke und weihnachtliche Grüße
    CM

    • Weite sehe ich zunächst einmal losgelöst von der Länge. Ich möchte, dass mein Instrument einen definierten, für mich erfassbaren, Durchmesser generiert. Die Obturation ist für mich leichter, wenn ich die Konstriktion erhalten konnte. Da brauche ich weniger Tug-Back als bei einem offenen Foramen ISO 70. Aber es ist richtig: sowohl weite Foramina ohne Konstruktion als auch Kanalsysteme mit Konstruktion können erfolgreich gefüllt und behandelt werden.

      Mein Vorgehen ist seit langem: AL = 0,0 minus 0,5 mm bei Zähnen mit Konstriktion. Bei Zustand nach WSR arbeite ich bis 0,0.

      Evidenz? Ich befürchte, dass 75% dessen, was ich jeden Tag mache, ohne große Evidenz ist. Kollagenes Widerlager, laserunterstützte Spüllösung, MTA direkt mit Komposit überschichten, etc.

      LGJ

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