Automix-Kanülen: Fluch oder Segen?

von Oscar von Stetten


In den heutigen Zeiten spielen die Praxiskosten eine nicht unwesentliche Rolle. Neben den Lohn- und Raumkosten stellen die Materialkosten, zumindest bei mir, den drittgrößten Posten in meiner BWA dar.

Nun nutzen wir in unserer Praxis ausschließlich Automix-Produkte, weil diese einige Vorteile bieten:

  • Gleich bleibende Mischungsverhältnisse, unabhängig von der Tagesform
  • immer die gleiche Konsistenz
  • blasenfreie Mischung 
  • sauberes Arbeiten ohne „Geschmiere“ auf Papierblöckchen oder Glasplatten
  • Applizierhilfen in Form verschiedener Spitzenaufsätze

Auf der Fachdental in Stuttgart stolperte ich über die Aussage eines Beraters „in den Mischkanülen sitzt nur ganz wenig Material.“ Wie viel genau, das konnte er nicht sagen.

Nun habe ich mal nachgemessen. Exemplarisch für die zwei bei mir in der Praxis genutzten Mischkanülen.

Es war für mich erschreckend, welche Menge in der Kanüle verbleibt. In den kleinen Anmischkanülen, die von vielen Kollegen in der Endodontie für das adhäsive Verschließen der Zugangskavität benutzt werden, verbleiben 0,43g in der Kanüle. Die Mengen sieht man auf Abb2-2. Zusätzlich muss noch das „Ausbluten“ berechnet werden (die Menge, bis die Mischung vorne an der Mischkanüle auch stimmt). Das bedeutet: pro Anmischvorgang fällt knapp 1/18 der in der Spritze enthaltenen Menge als Abfall an.

In den großen Mischkanülen verbleiben 1,25g. Bei einer Spritzengröße von 50g immerhin nur noch 1/40. Diese Menge sieht man nicht auf Abb2. Nach 0,6g habe ich aufgehört, da setzte sich der Schwabe in mir durch.

In Euro umgerechnet bedeutet das:

Kleine Automix Spritze (MultilinkAuto opaque): 
Preis: 141,90€+ 19%MwSt: 168,86€

1g=18,76 €

Abfall: knapp 8€

Grosse AutomixSpritze (MultiCore Flow):
Preis: 129,50€ + 19%MwSt: 154,10€
1g=3,08€

Abfall: knapp 4€

Was bedeutet das jetzt für den täglichen Betrieb?

Die kleinen Spritzen zu 9g werden aus meiner Praxis verbannt.  Vor allem dieses Material, welches mir vom Handling und Ergebnis her sehr gut gefallen hat. Und ich überlege ernsthaft, auch die Automixspritzen aus meiner Praxis zu verbannen (zumindest für das Multicore). An der Materialwahl werde ich nur für die unterste Abdeckschicht meiner Zugangskavität das Material ändern. Ich benutze gerne ein helles, opaques Material, da im Falle einer Revision das gezielte Abtragen des Kunststoffes deutlich einfacher fällt als mit dem Multicore in A3, zum anderen weil ich dem Überweiser auf diese Art ein optisches Signal setze: bis hierher präparieren, nicht weiter.

Und warum keine Mischansätze mehr?
Weil ich für den Preis des Abfalls eine CapilaryTip mit einer Skini Syringe verwenden kann (Kosten 1,02€), diese mir eine blasenfreie Einfüllung meines Materials ermöglicht und auf ungleiche Weise ergonomischer anzuwenden ist. 

Nach diesem Schreck werde ich nun sukzessive alle Materialien in der Praxis auf diese Art und Weise durchforsten. Ich bin schon gespannt, welche Überraschungen auftauchen.