Zahn 25 Zustand nach WSR – Macht hier die erneute endodontische Behandlung noch Sinn ? (III)

Über den Zahn 25 wurde schon hier und hier berichtet.

Kurze Rekapitulation. Zweimalige WSR, erneute Fistelbildung, die nach unserer Therapie (WF- Revision, “geduldige Desinfektion mit potenten Desinfektionsmitteln” um Rüdiger Osswald zu zitieren (kein CHKM…SMILE) als Spülung und medikamentöser Einlage. Die Fistel verschwindet und in den Zahnfilmen zur Nachkontrolle zeigt sich eine knöcherne Regeneration.

Das war der Stand bis zum 09. 03. 2023.
Zwischenzeitlich war der Zahn 26 auf Grund einer Beschwerdeproblematik ebenfalls endodontisch behandelt worden. Auch diese Behandlung verlief komplikationsfrei.

Dann der Anruf des Patienten, er habe Schmerzen.

Bei der persönlichen Vorstellung stellt sich die Situation wie folgt dar: Vor einigen Tagen starke Schmerzen in regio 26. Der Zahn sei stark aufbissempfindlich gewesen. Seine Frau, Oralchirurgin, habe den Zahn 26 eindeutig als Schmerzauslöser identifiziert und auch er sei sich zu 100 Prozent sicher, daß der Zahn 26 der Schmerzauslöser sei. Er selbst habe, da die Schmerzproblematik im Urlaub aufgetaucht sei, 2 mal Antibiotika genommen sowie Ibuprofen.

Beim Klopftest zeigen sich Zahn 25 und 27 ohne Befund. Der Zahn 26 reagiert minimal klopfempfindlich. Der Sensibilitätstest an Zahn 27 zeigt nach 2 Sekunden eine sehr geringe, eher fragliche Reaktion.

Die zweidimensionale Röntgenaufnahme ergab, wie so oft in solch komplexen Fällen keinen eindeutigen Hinweis. Zahn 25 präsentierte sich gegenüber dem Ausgangsbefund wunderbar verbessert, aber angesichts des vorliegenden Zahnfilms die Situation als knöchern vollkommen 0ausgeheilt zu bezeichnen, wäre doch dem Wunsch als Vater des Gedankens zu sehr entsprochen zu haben. Ähnlich die Situation an Zahn 26. Auch dieser erscheint im Zahnfilm unauffällig, aber sollte es man angesichts der geschilderten Schmerzproblematik darauf beruhen lassen ?

Was zeigte nun das DVT ?

Zunächst einmal – sehr erfreulich – dass in der Tat bei Zahn 25 eine vollkommene knöcherne Konsolidierung eingetreten war. Angesichts des ungünstigen Ausgangsbefundes mit zweimaliger erfolgloser WSR und im Hinblick auf den Verlust der vestibulären Knochenlamelle im Resektionsbereich ein bemerkenswerter Befund. Die nächste gute Nachricht. Der Zahn 26 präsentiert sich, die periapikale Knochensituation betreffend, absolut einwandfrei. Eine WSR ist definitiv nicht indiziert und der Zahn 26 kommt sicherlich für die geschilderte Beschwerdeproblematik genauso wenig in Frage wie der Zahn 25. Daran ändert auch nichts, dass der apikale Verschluss mit MTA das untere Ende der Wurzel teilweise nicht ganz erreicht.

Ein eindringliches Bespiel dafür – mein Merksatz aus “The Transporter” – Der Plan wird nicht geändert ! – sich strikt an das über viele Jahre erprobte eigene Behandlungsprotokoll zu halten. Wie schon erwähnt hatte ich beim Patienten aus religiösen Gründen auf ein porcines Kollagen als apikales Gegenlager verzichtet und dann, angesichts des großen periapikalen Knochendefektes, um eine massive Überpressung zu vermeiden, zu behutsam, mit zu wenig Druck das MTA nach apikal befördert.

Ohne Frage – Geheilt ist geheilt !
So what ? Ich müsste mir also keine Gedanken machen. Tu ich aber trotzdem. Und sicherlich werde ich beim nächsten Mal in ähnlicher Situation mit viel mehr Vehemenz auf die Verwendung einer apikalen Barriere pochen.

Zurück zur Frage: Wo kamen den nun die Schmerzen her ?
Im neuesten Zahnfilm ist erstaunlicherweise relativ wenig zu sehen, aber der Zahn 27 zeigte in den früheren Aufnahmen eine nicht unerhebliche Aproximalkaries distal. Ich war froh, dass ich in der Behandlungsdokumentation schon vor Jahren diese Karies erwähnt und dem Patienten eine zeitnahe Therapie bei der Hauszahnärztin angeraten hatte. Auf Nachfragen gab der Patient zu, er habe meine Ermahnung nicht vergessen, es aber aus Zeitgründen bislang versäumt, den Zahn 27 konservierend behandeln zu lassen.

Meine Vermutung: Nicht der Zahn 26, sondern der Zahn 27 war für die Beschwerdeproblematik verantwortlich. Zum Zeitpunkt der Untersuchung war der Patient schmerzfrei. Ich bin gespannt, ob er nun zeitnah den Zahn 27 einer adäquaten Therapie zuführen wird.

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